Der Klimawandel führt nicht nur zu steigenden Temperaturen, sondern auch zu einer intensiveren UV-Strahlung. Neben Hitzestress stellt die Belastung durch solare Ultraviolettstrahlung (UV-Strahlung) eine ernstzunehmende Gefährdung am Arbeitsplatz, v.a. für Beschäftigte im Freien, dar.

Die Zahl sonniger, wolkenloser Tage nimmt zu, wodurch Beschäftigte im Freien häufiger intensiver UV-Strahlung ausgesetzt sind. Zusätzlich können Veränderungen in der Atmosphäre, wie Schwankungen in der Ozonschicht, regional besonders hohe UV-Werte verursachen. Zwischen März und Oktober ist die UV-Strahlung besonders intensiv mit Spitzenwerten des UV-Index in den Monaten Juni und Juli. In Deutschland zählen UV-bedingte Hautkrebserkrankungen mittlerweile zu den häufigsten anerkannten Berufskrankheiten. Studien zeigen, dass das Risiko für bestimmte Hautkrebsformen bei stark UV-exponierten Beschäftigten etwa doppelt so hoch ist wie bei anderen Erwerbstätigen. In Zukunft wird es daher umso wichtiger sein, geeignete Schutz- und Präventionskonzepte zu entwickeln, um berufsbedingten Hautkrebs bei Außenbeschäftigten wirksam vorzubeugen.

Im Projekt ADAPT2CARE wird derzeit eine Softwarelösung entwickelt, die zukünftig auch das Risiko der UV-Belastungen am Arbeitsplatz erfassen und passende Maßnahmen vorschlagen soll. Vorgesehen sind unter anderem Quick-Checks zur Ersteinschätzung, vertiefende Risikoanalysen und branchenspezifische Handlungshilfen. Ziel ist es, Unternehmen eine alltagstaugliche Anwendung bereitzustellen, mit der sie den Herausforderungen zunehmender Hitze- sowie UV-Belastung effektiv begegnen können.

Der Sonnenschutzkalender

UV-Strahlung ist eine elektromagnetische Strahlung mit kürzeren Wellenlängen als sichtbares Licht

UV-Strahlung ist eine elektromagnetische Strahlung mit kürzeren Wellenlängen als sichtbares Licht und somit für das menschliche Auge unsichtbar. Sie macht nur etwa sechs Prozent der Sonnenstrahlung aus, kann aber sowohl positive als auch schädliche Effekte auf den menschlichen Körper haben. So ist sie beispielsweise für die körpereigene Vitamin-D-Synthese notwendig, kann bei übermäßiger Exposition jedoch zu Hautschäden, Hautkrebs, Immunsuppression und Augenerkrankungen führen. Einige Auswirkungen sind unmittelbar sichtbar (z.B. Augenentzündungen, Sonnenbrand oder Sonnenallergie), andere entwickeln sich erst über Jahre hinweg (z.B. Linsentrübung oder Krebserkrankungen).

Gesundheitliche Risiken im Überblick

Hautschäden und Hautkrebs
UV-Strahlung dringt in die oberste Hautschicht (Epidermis) ein und verursacht DNA-Schäden in den Hautzellen, was zu Mutationen und Hautkrebs führen kann. Besonders gefährlich ist die UV-B-Strahlung, da sie Melanome (schwarzer Hautkrebs) verursachen kann, die zu den aggressivsten Hautkrebsarten zählen.

Immunsuppression und Infektionen
UV-Strahlung unterdrückt das Immunsystem, indem sie die Funktion von T-Zellen (bekämpfen Krankheitserreger) und dendritischen Zellen (entdecken Krankheitserreger und informieren die T-Zellen darüber) beeinträchtigt. Dadurch wird die Immunabwehr der Haut geschwächt, was das Risiko für Infektionen und Hauterkrankungen erhöht.

Augenerkrankungen
UV-Strahlung kann die Augen schädigen und Photokeratitis (Sonnenbrand der Hornhaut), Katarakte (Grauer Star) und Makuladegeneration (Makula = Teil der Netzhaut) verursachen.

Besonders betroffene Gruppen

Bestimmte Berufsgruppen sind durch ihre regelmäßige Tätigkeit im Freien einem besonders hohen Maß an UV-Strahlung ausgesetzt. Dazu zählen unter anderem:

  • Land- und Forstwirtschaft sowie Garten- und Landschaftsbau
    (z.B. Landwirt:innen, Förster:innen, Obstbauer:innen, Landschaftsarchitekt:innen)
  • Baugewerbe und Handwerk
    (z.B. Dachdecker:innen, Gerüstbauer:innen, Straßenbauarbeiter:innen)
  • Kommunale Außendienste
    (z.B. Straßenreinigung, Müllentsorgung)
  • Verkehrs- und Infrastrukturberufe
    (z.B. Hafen- und Schifffahrtspersonal)
  • Dienstleistungsberufe im Außenbereich
    (z.B. Post- und Paketbot:innen, Marktstandbetreibende)
  • Einsatzkräfte und pädagogisches Personal im Freien
    (z.B. Feuerwehr, Rettungsdienste, Waldkindergärten)

Die andauernde UV-Exposition über viele Berufsjahre hinweg erhöht das Risiko für die oben genannten gesundheitlichen Folgen erheblich.

Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen

Unternehmen können sich mit dem kostenlosen Newsletter des Deutsche Wetterdienstes (DWD) tagesaktuell über erhöhte UV-Belastungen auf Landkreisebene informieren. Dieser Dienst hilft dabei, geeignete Schutzmaßnahmen im Betriebsablauf rechtzeitig zu planen, um frühzeitig auf besonders hohe UV-Strahlungswerte vorbereitet zu sein. Die Anmeldung ist über die Website des DWD möglich: www.dwd.de/uvwarnung

Bei der Umsetzung geeigneter Schutzmaßnahmen empfiehlt sich das sogenannte STOP-Prinzip, welches die Rangfolge wirksamer Arbeitsschutzmaßnahmen beschreibt:

  • Substitution: UV-exponierte Tätigkeiten sollten, sofern möglich, durch weniger gefährdende Verfahren bzw. Orte ersetzt werden. Zum Beispiel kann eine Umstellung auf automatisierte Verfahren (z. B. ferngesteuerte Pflegearbeiten im Grünflächenmanagement) erfolgen oder der Außenarbeitsplatz in (teil)verschattete Einsatzbereiche verlegt werden.
  • Technische Maßnahmen: Dazu zählen fest installierte oder mobile Schattenspender, UV-undurchlässige Abdeckungen oder bauliche Vorrichtungen zur Reduktion direkter Sonneneinstrahlung.
  • Organisatorische Maßnahmen: Arbeitszeiten können in die Morgen- oder Abendstunden verlegt werden. Weitere Optionen sind UV-sensible Pausenregelungen oder rotierende Einsatzpläne.
  • Persönliche Schutzmaßnahmen: Hierzu gehören langärmelige Kleidung, Kopfbedeckungen mit Nackenschutz, Sonnenbrillen mit UV-Filter sowie das regelmäßige Auftragen von Sonnenschutzmitteln mit hohem Lichtschutzfaktor.

Berufsgenossenschaften wie die BG BAU unterstützen zusätzlich mit Informationsmaterialien, Schulungen und praktischen Hilfestellungen zur Prävention von berufsbedingten UV-Schäden.

Fragen zu ADAPT2CARE?

Bei Interesse oder weiteren Fragen zur Entwicklung der ADAPT2CARE Softwarelösung schreiben Sie gerne an: info@adapt2care.de